Der leere Raum des Neuen oder La vache qui rit

 


 Am Wochenende hatten wir ein Treffen mit unserer freien Geomantiegruppe. Als wir uns zu Beginn des Treffens meditativ verbanden, waren wir umringt von Mücken. Sie waren wirklich überall. Kurz darauf empfingen wir am ersten Tor durch welches wir hindurchgingen einen winzigen Schlüssel, der unsere Ohren aufsperrte, uns darauf hinwies, dass es an diesem Tag um das präzise hören geht. Und tatsächlich war es eine Mücke, die in mein rechtes Ohr sirrte, die uns den entscheidenden Tipp gab, an welcher Stelle wir in den Wald einbiegen sollten. 

An der ersten Station unseres Weges wurde uns gesagt, dass wir heute einen Weg stellvertretend für die gesamte Menschheit gehen würden und währenddessen ein Rätsel zu lösen hätten. Und während der Weg selbst immer mehr zum Ziel wurde, verstanden wir nach und nach, das wir uns auf dem Einweihungsweg der neuen Erde befanden.
Eine der wichtigsten Stationen die sich auf diesem Weg offenbarten, war für mich ganz persönlich der leere Raum des Neuen. Durch ihn durfte ich körperlich erfahren, wie eng er mit dem Wiedererwachen der urweiblichen Kraft in uns allen verknüpft ist, das gleichzeitig auch das Wiedererwachen der urmännlichen Kraft in uns allen bedeutet.
Im leeren Raum des Neuen gibt es nichts zu tun. Im leeren Raum des Neuen sind wir und indem wir sind, empfangen wir alles. Das in der Tiefe zu spüren war für mich sehr heilsam. Wie viel Zeit meines Lebens habe ich mit Aktionismus verbracht, mich daran orientiert etwas tun, schaffen, leisten zu müssen. Im leeren Raum des Neuen durfte ich körperlich erfahren, dass ich nur bin, was ich bin. Nicht mehr und nicht weniger. Durch mein Sein bereichere ich die Welt.  Aus dem Sein ergibt sich alles andere. Und alles, was sich aus dem puren Sein ergibt, ist immer richtig, weil es in Harmonie mit dem großen Ganzen schwingt. Jeder von uns ist ein Teil eines größeren Ganzen, eines größeren Organismus, den wir nur schwer erfassen können. Man stelle sich vor, eine Darmbakterie versuche sich vorzustellen, was ein Körper ist – dabei kennt sie vielleicht nur den Darm und davon auch nur den Teil in welchem sie aktiv ist.
Wir alle sind unterschiedlich. Unterschiedlich einzigartig – wie Darmbakterien eben. Je mehr wir uns dessen bewusst werden, desto mehr erfühlen und erfahren wir, warum wir hier sind. Nicht vom Kopf, sondern in unserem Sein. Alles ist dann logisch. Wir folgen einem Weg, weil er sich vor uns entfaltet, so dass wir gar nicht anders können. Wenn wir alle im leeren Raum des Neuen, damit im Sein und dadurch in unserer Kraft sind, dann bilden wir zusammen einen gesunden Organismus, der ebenfalls seiner ureigenen Kraft folgen kann.
Ähnlich wie in unserem Körper kommt es auf jede Zelle, auf jeden Mikroorganismus an. Jeder braucht seinen ureigenen, angestammten Platz an dem er das tut, wofür er da ist. Fällt einer aus dem Ruder, dann wird der Organismus geschwächt. Eine Weile können vielleicht andere übernehmen, aber auch sie erschöpfen sich dadurch mehr und mehr und auf Dauer kommt der Organismus aus dem Gleichgewicht oder kippt in eine andere Richtung. Die Kraft lässt nach, und die abbauenden Kräfte beginnen zu übernehmen. Arbeiten wir aber alle gut zusammen, jeder in seiner vollen Kraft, jeder mit dem Potential und der Aufgabe für die er hierhergekommen ist, dann befindet sich der Organismus in der aufbauenden Energie.
Unser Körper braucht scheinbar ab und an ein aus dem Gleichgewicht kommen. Dann fühlen wir uns krank, liegen im Bett, können nichts mehr tun und kommen dadurch wieder mit dem puren Sein in Verbindung. Während dieser Zeit haben wir die Chance einen Entwicklungssprung hin (oder sollte ich besser sagen: zurück) zu einer größeren Bewusstheit zu machen.
Wenn wir das brauchen, so ist es sehr wahrscheinlich, dass auch der größere Organismus dessen Teil wir sind, es ebenfalls ab und an braucht aus dem Gleichgewicht zu kommen, um sich dann in höherer Bewusstheit neu zu gebären.
So gesehen ist jede Situation, die wir als unperfekt bewerten im Grunde perfekt. Es geht nur darum den Blick zu verändern, eine andere Perspektive einzunehmen.
Wenn wir uns dem Weg des Lebens wieder hingeben, der einem steten Kreislauf des Werdens und Vergehens folgt, so bergen die abbauenden Kräfte immer die Chance, uns neu zu gebären, indem wir zu neuer Bewusstheit erwachen in dem Moment, in dem die aufbauen Kräfte wieder übernehmen.
Und so wie unser Körper von einem Elementarwesen zusammengehalten wird, so ist auch der große Körper, dessen Teil wir sind, beseelt von einem Wesen, das im besten Falle im puren Sein ist, dadurch weiß, was seine Aufgabe ist und sich dessen bewusst ist, nur ein kleines Teil in einem noch größeren Ganzen zu sein.
Da muss ich an Daniel Mesguiche denken an dessen Inszenierung ich während meines Jahres am Conservatoire in Paris beteiligt war. Er erklärte uns immer alles anhand des Ohrrings von „La vache qui rit“. Damals habe ich nur erahnt, worum es ihm ging, es aber noch nicht in der Tiefe verstanden, so wie an diesem Wochenende.
„La vache qui rit“ ist ein französischer Schmierkäse. Auf der runden Verpackung ist eine buddhagleich lachende Kuh abgebildet, die einen runden Ohrring trägt, auf welchem eine buddhagleich lachende Kuh abgebildet ist, die einen runden Ohrring trägt, auf dem eine...etc. bis in alle Ewigkeit. Amen.
Ein System, das aus dem Gleichgewicht gefallen ist und an dem die abbauenden Kräfte nagen, hat – wenn es zur Ruhe kommt – die Chance durch den sogenannten Nullpunkt zu gehen, auf dass die aufbauenden Kräfte wiederauferstehen und es sich neu gebären kann.
Der leere Raum des Neuen bietet uns genau die Chance der Empfängnis und Neugeburt, wenn wir uns auf ihn einlassen, wenn wir sein Geschenk annehmen. Das Geschenk ins pure Sein einzutauchen. Nichts mehr zu müssen, sondern nur noch dem zu folgen, was sich zeigt. Dem sich ergebenden, logischen Weg des eigenen Lebens.

 

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